Exkursion Kieswerk Hüswil

  Am Dienstagmorgen, 14.9.2021, trafen sich alle Kinder der 3.-6. Klassen der Primarschule Luthern auf dem Pausenplatz. Die Schülerinnen und Schüler waren bereits vorgängig in drei Gruppen eingeteilt worden. Mit den beiden Schulbussen und den Privatautos der Lehrerinnen fuhren wir ins Kieswerk. Die erste Gruppe begann ihre Besichtigung beim Kiesabbaugebiet in Ruefswil. Die zweite Gruppe startete mit dem IANB (Bundesinventar der Amphibienlaichgebiete von nationaler Bedeutung) Steinberg. Dort erhielten die Schülerinnen und Schüler, sowie ihre Begleitpersonen Erläuterungen zur Natur im Kiesabbaugebiet. Die dritte Gruppe schliesslich traf sich im Kieswerk Steinberg und erhielt dort einen Einblick in die Funktionsweise eines Kieswerkes. Herr Beat Haller breitete zwei Karten aus, die den sehr interessierten Kindern einen Überblick über die Schweiz verschaffte. Bei einer Karte handelte es sich um eine handelsübliche Schweizerkarte, anhand der zweiten Karte konnte man sich ein Bild machen, wie die Schweiz zur Zeit der letzten Eiszeit ausgesehen haben muss. Herr Haller erklärte uns nun, weshalb wir in der Schweiz gerade in Gletscherrandgebieten oft über grosse Vorräte an Kies und Geschiebe verfügen. Man nennt diese Vorkommen auch das graue Gold. Beim Gang durch die Kiesgruben konnten wir gut die Bodenschichten erkennen. Zuoberst ist die Humus, (Oberboden) Schicht zu erkennen, gefolgt vom Unterboden und der darunterliegenden Kiesschicht. Die Kiesschicht kann hier bis zu 60 m mächtig sein. Sie wird jedoch nur knapp zur Hälfte abgebaut, weil die Schicht darunter Grundwasser führt und man dieses Wasser auf keinen Fall verschmutzen möchte. Nach dem Abbau von Kies wird der zuvor deponierte Unter und Oberboden wieder verwendet und bildet die Grundlage für neues Landwirtschaftsland. Auf unserem Rundgang entdeckten wir u.a. unzählige, winzig kleine Fröschchen. Es handelt sich dabei um Kreuzkröten, die sich in dieser Umgebung sehr wohl fühlen. Sie sind darauf angewiesen, dass die Tümpel in ihrer Nähe über den Winter austrocknen. Somit können die gefrässigen Libellenlarven nicht überleben. Oft werden in Kiesschichten Reste oder im seltenen Fall ganze Mammut Zähne gefunden. Aus diesem Grunde gibt es in der Kiesgrube in Ballwil, LU, ein Modell (1:1) eines Mammuts zu besichtigen. 2006 wurde dort in einer Kiesschicht ein Mammutzahn gefunden. Der nächste Rundgang, unter kundiger Leitung von Herrn Sebastian Abt, führt uns auf eine Magerwiese. Sie heisst so, weil es nur wenige Nährstoffe («magere Kost») für die Pflanzen gibt und sich unter der dünnen Humusschicht, in unserem Fall, Kies befindet. Von vielen Wildblumen wird diese Art Boden bevorzugt. Wir finden z.B. Thymian, Oregano, Wilde Möhren, Schafgarben und Wiesensalbei. Aber auch sogenannte Neophyten wie Nachtkerze, Berufskraut und kanadische Goldrute haben sich dort angesiedelt. Diese haben die Eigenschaft, dass sie andere, einheimische (Nutz-) Pflanzen verdrängen und daher nicht beliebt sind. Ein Junge hat eine wilde Möhre ausgegraben. Die Wurzel hat tatsächlich nach «Rüebli» gerochen. Wir haben auch gelernt, dass die Brennnessel eine sog. Zeigerpflanze ist. Diese geben Hinweise auf die Beschaffenheit des Bodens. In unserem Falle zeigt die Pflanze an, dass es im Boden Stickstoff gibt. Die wilde Möhre bietet der «Rüebliraupe» die ideale Basis für ihr Gedeihen. Nach ihrer Verpuppung wird ein prächtiger Schmetterling, ein Schwalbenschwanz, entstehen. Im Gebiet, das wir durchwandern, sollen u.a. Kreuzkröten, Gelbauchunken und sogar Ringelnattern zu finden sein. Die Gelbbauchunken sind giftig. Wenn sie sich bedroht fühlen, beginnen sie zu schäumen. Dieser Schaum kann z.B. unsere Augen schädigen. Unterwegs sehen wir einen sogenannten Pionierwald. Er ist auf ehemaligem Abbaugebiet gewachsen. Zu den Pionierpflanzen gehören u.a. Birken, Weiden und Orchideen. In diesen sehr losen, lichten Wäldern lassen sich gerne Hasen und Rehe nieder, aber auch Zauneidechsen und Mauereidechsen sind hier zu finden. Wir überqueren ein Feld aus sogenanntem Pressschlamm. Damit lassen sich wunderbare Kugeln formen. Ein Junge hat angemerkt, dass sich dieses Feld hervorragend für den Motocross Sport eignen würde, der Boden sei sehr griffig. Tatsächlich würden die Gräben und Spuren, die die Motorräder hinterlassen, eine Bereicherung für die Vielfalt der Landschaft geben. Die Betreiber von Kiesgruben sind aufgrund der aktuellen Gesetzeslage aber nicht begeistert, wenn ihr Land befahren wird, weil sie bei Unfällen haftbar gemacht werden können. Zum Schluss dürfen wir eine Halde aus Rund Kies «hinuntersurfen».   Auf unserer letzten Runde begleitet uns Herr Markus Onstein. Da die Begehung des eigentlichen Werkes gefährlich und meistens ohrenbetäubend laut ist, zeigt uns Herr Onstein die Arbeit, die im Werk verrichtet wird, anhand eines Modells, bestehend aus Sieben mit unterschiedlichen Lochgrössen. Wir lernen, dass Rund Kies ausgesiebt und in verschiedenen Körnungen angeboten wird. Auch Schotter gehört zum Angebot eines Kieswerkes. Das sind gebrochene Steine, die spitze Kanten aufweisen und z.B. zur Verwendung von Schotterbetten bei der Eisenbahn, für Kieswege oder auch für die Herstellung von Asphalt verwendet wird. Gebrochen werden die Steine im sogenannten Kreiselbrecher. Zur Zeit der römischen Strassenbaumeister hat man die einzelnen Steine («Gwäggi») mittels eines Schlägels geköpft und anschliessend als Pflastersteine verwendet. Bei der Herstellung von Asphalt benötigt man zusätzlich Bitumen, ein Abfallprodukt aus der Erdölindustrie. Bitumen wir auf über 120° Celsius erhitzt und anschliessend mit dem Schotter in gewünschter Körnung vermischt. Aus energietechnischer Sicht ist das ungünstig. Die Erhitzung des Bitumens benötigt viel Energie, meist durch Verbrennen von Öl. Deshalb ist man daran, sogenannte «ungebundene Gemische» zu entwickeln, die ebenfalls für Bodenbeläge verwendet werden und weniger Energie für die Herstellung benötigen. Auch die Produktion von Beton gehört in unser Kieswerk. Beton wird kalt hergestellt. Er ist eine Mischung aus Rundkies, Wasser und Zement (der aus Kalkstein erzeugt wird). Beton wird «just in time» produziert und muss in der Regel innerhalb von 90 Minuten verarbeitet werden. Wenn eine Firma Beton ordert, fährt der Betonmischer unter eine Rutsche. Darüber befindet sich ein Silo mit verschiedenen Sorten Kies und einem Silo mit Zement. Die beiden Produkte werden mit Wasser vermengt und über die Rutsche in den Betonmischer geführt. Beton aus Abbruchobjekten wie Häusern, Brücken, etc. wird je länger desto wichtiger für die Produktion von neuem Beton. Die alten Betonteile werden in Steinbrechern zerschlagen und können anschliessend für die Herstellung von «frischem» Beton verwendet werden. Unsere Führungen enden hier. Die Kinder sind müde, hungrig und freuen sich sicher auf ein schattiges Plätzchen, denn das Spätsommerwetter zeigt sich von seiner besten Seite. Wir bedanken uns herzlich für den interessanten Einblick in die Welt des Kiesabbaus in unserer unmittelbaren Nähe. In den kommenden Wochen werden wir uns daran machen, anhand der gesammelten Materialien und der gewonnenen Eindrücke unser Wissen weiter zu vertiefen.